05.07.2021
offener Brief
6. Juli 2021 Nachtrag zu unserem Offenen Brief vom 05.07.2021
Heute früh hatte ich per Telefon die Gelegenheit, von Frau Knobloch eine Stellungnahme einzuholen, zu der kursierenden und angeblich von ihr getätigten Aussage „sie würde hundertmal lieber mit der TUM arbeiten als mit uns (Respect & Remember Europe e.V.)“.
Sie dementierte dieses Gerücht sofort und bekräftigte, „nie so etwas und auch nichts Ähnliches gesagt zu haben“. Dies ist ein Beleg, mit welchen Mitteln hier vorgegangen wird.
5. Juli 2021
Sehr geehrte Damen und Herren der Bayerischen Ministerien, des Bayerischen Landtags, der Presse und alle Interessierten, es ist bitter, dass wir uns jetzt veranlasst sehen, einen offenen Brief an Sie zu schreiben.
Seitdem die TU München (TUM) Staatsbedarf für die Hans-Albers-Villa angemeldet hat, wurden so einige Intrigen über uns verbreitet und uns jetzt von mehreren Seiten mitgeteilt, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München, Frau Dr. h.c. Charlotte Knobloch, habe gesagt, sie würde hundert Mal lieber mit der TUM als mit uns (Respect & Remember Europe e.V.) zusammenarbeiten.
Wir wollten uns eigentlich nicht mit Verleumdungen und Beleidigungen beschäftigen, die über den Verein erzählt und nach München getragen werden, jetzt ist eine Grenze überschritten. Will man einen Keil zwischen Juden treiben, uns vorführen? Wie infam ist das?
Seit es unseren Verein gibt, war und ist Frau Präsidentin Knobloch uns immer wohlgesonnen. Sie hat jede Veranstaltung von uns besucht, bewegende Reden gehalten und uns zur Gründung des Vereins ein sehr schönes Zitat geschenkt. Frau Präsidentin Knobloch ist eine der diskretesten Personen, die ich und wir kennen. Sie würde nicht einmal über ihren ärgsten Feind in der Öffentlichkeit ein negatives Wort verlieren. Wer Intrigen auf diesem Niveau nötig hat, weil vielleicht die konstruktiven Argumente fehlen, sollte jetzt dringendst innehalten. Uns allen sollte es um die Sache gehen, nicht mehr und nicht weniger.
Wir fragen uns: Warum erhalten wir anders als andere Institutionen in der Vergangenheit kein Zeitfenster, in dem wir uns bewähren und den maßgeblich beteiligten Instanzen zeigen können, dass wir die Finanzierung fundiert und nachhaltig realisieren können? Wir wollen und können ein verlässlicher und nachhaltiger Partner sein. Dafür werden wir eine gemeinnützige Stiftung gründen und selbstverständlich transparent arbeiten.
Wir fragen uns: Viele von Ihnen haben im Mai den Beschluss gegen Antisemitismus und für Erinnerungseinrichtungen im Bayerischen Landtag mitunterschrieben. Laut Beschluss sollen zivilgesellschaftliches Engagement unterstützt werden und Erinnerungsorte geschaffen werden, weil uns die Zeitzeugen verlassen. Wie kann man solchen politischen Beschlüssen und Reden noch trauen? Wird wenige Wochen später ein einmaliger Erinnerungsort für immer verschwinden? Wir erfüllen genau die Bedingungen des Beschlusses und werden dafür verleumdet und regelrecht abgeschmettert.
Dabei wollen wir viel Geld für einen positiv besetzten, der Öffentlichkeit langfristig zugänglichen Ort bereitstellen. Dafür sollte man uns nicht als Bittsteller abtun und diskreditieren.
Wir fragen uns: Warum geht seit einem halben Jahrhundert der im Kaufvertrag mit dem Freistaat Bayern geäußerte Wunsch Hansi Burgs, der Lebensgefährtin von Hans Albers, nicht in Erfüllung, das Anwesen der Öffentlichkeit für Erholungszwecke zur Verfügung zu stellen? Der Freistaat Bayern schien ihr der Garant dafür zu sein.
Wir fragen uns: Wie kann das Konzept der TUM diesen authentischen Erinnerungsort verkennen und so breite Unterstützung in Verwaltung und Ministerien erfahren? Der Plan der TUM ist weder ortsgebunden noch in der Größe stimmig. Schließlich können die 40 Stipendiaten, die die Junge Akademie jährlich aufnimmt, keinen Platz in der 187 qm kleinen, verwinkelten Hans-Albers-Villa finden (für die wir übrigens erfolgreich den Denkmalschutzantrag gestellt haben). Mit Nebengebäuden und dem Bootshaus sind es knapp 300 qm. Warum nützt die TUM nicht zum Beispiel das weiträumige, landschaftlich wunderbar gelegene Kloster Raitenhaslach, das bereits vom Freistaat Bayern mit Millionen gesponsert wurde, oder eine der vielen weiteren Liegenschaften der TUM, die die Junge Akademie beherbergen können. Zudem gibt es sicherlich weitere Liegenschaften der Immobilien Freistaat Bayern in passender Größe, die der TUM angeboten werden könnten.
Wir fragen uns: Warum schenkt man den Menschen am See so wenig Gehör? Viele, die am See leben, begrüßen unser Projekt – weil sie schon lange vor den verschlossenen Türen der Hans-Albers-Villa stehen und weil sie es für sehr wichtig erachten, dass es dort einen Erinnerungs- und Begegnungsort geben soll, der Wissen vermittelt, Kultur-, Kunst- und Freizeitangebote schafft und eine Brücke zwischen der Vergangenheit und Zukunft baut – gerade auch für ihre Kinder und Enkel.
Wir werden uns von all den Falschmeldungen und Verleumdungen nicht abhalten lassen, weiter für unser wichtiges und wunderbares Projekt zu stehen, und uns weiter bemühen, gehört zu werden. Denn die Hans-Albers-Villa ist ein einmaliger, unwiederbringlicher deutsch-jüdischer Erinnerungsort. Hier geht es um zwei Menschen, die ihre Liebe nicht aufgaben und die Shoah mit allen lebensbedrohlichen Momenten überlebten. Hansi Burgs Familie wurde ermordet. Trotzdem kehrte sie in das Land zurück, das dafür verantwortlich war – wegen ihrer großen Liebe zu Hans Albers. Diese Lebens- und Liebesgeschichte birgt die einzigartige Chance, insbesondere junge Menschen zu erreichen.
Die Hans-Albers-Villa könnte ein Leuchtturmprojekt für Bayern sein und ein Vorzeigeprojekt für die Region, das über die Erinnerung eine Brücke in die Gegenwart und Zukunft baut.
Was uns jetzt wichtig ist: Wir möchten keine Juden gleich welcher Prominenz für uns reden lassen, nach dem Motto „da trommelt jemand seine jüdischen Seilschaften zusammen und dann bekommen die Juden ja doch immer, was sie haben wollen.“ Heute bitten wir die Nichtjuden, für uns zu sprechen. Angesichts des heftigen Antisemitismus, der sich gerade 76 Jahre nach der Shoah rapide wieder in unserem Land ausbreitet, rufen wir Sie auf, sich für unser Konzept einzusetzen. Wenn Beschlüsse gegen Antisemitismus gefasst werden, müssen Taten folgen. Worte reichen nicht mehr.
Der Freistaat Bayern hätte mit der Hans-Albers-Villa die Chance, einen positiv besetzten, einzigartigen Ort der Erinnerung zu erhalten, bei dem Toleranz und jegliche Begegnungen geübt und gelebt werden könnten. Noch ist es nicht zu spät.
Wenn Sie Fragen haben, wenden Sie sich gerne an uns.
Mit den besten Grüßen Gabriella Meros und Respect & Remember Europe e.V. und die Unterstützer der Hans-Albers-Villa